Natur-Kosmetik

Wissenswertes über natürliche Pflegecrèmes und Heilsalben


Unsere Grosseltern und ihre Ärzte kannten als äusserliche Anwendung bei allerlei Beschwerden vor allem die Salbe auf der Basis von tierischem Fett unter Zugabe von Heilpflanzenauszügen.

Heute werden medizinische und kosmetische Produkte hergestellt, die oft zweifelhafte Inhaltsstoffe enthalten. Aufwändig entwickelte chemische Komponenten und standardisierte Wirkstoffe ergeben gefällige Produkte für die anspruchsvolle Haut, die wir ja alle haben. Wer sich einmal die Mühe nimmt und genau durchliest, was da alles in der teuren Nachtcrème drin ist, wird sich vielleicht fragen, ob denn das nicht auch anders ginge.

Es ginge, wenn man nur wollte. Zum einen gibt es gute «Naturkosmetik»-Produkte auf dem Markt, die in den meisten Fällen ihren etwas höheren Preis wert sind und es gibt zum andern die Möglichkeit, sich Kosmetik selbst herzustellen. Das ist zwar mit einem gewissen Aufwand verbunden, dafür weiss man aber, womit man sich pflegt.

Was ist Naturkosmetik?

Die Haut ist unser grösstes Organ. Warum sollten wir ihr zumuten, was wir sonst niemals zu uns nehmen würden? Grundsätzlich sollte jede Komponente eines natürlichen Pflegeprodukts essbar sein. Bei handelsüblichen Produkten ist dies nicht der Fall. Was die Bezeichnung «natürlich» ausmacht, ist letztendlich eine Definitionsfrage. Auch Schweröl ist ein natürliches Produkt.

Der Kosmetik-Rohstoffhandel bietet eine grosse Palette von Industrieprodukten an, mit denen sich auch in der privaten Salbenküche Pflegeprodukte für fast alle Ansprüche herstellen lassen. Die Vielfalt der Produkte verführt zum Experimentieren und schnell verlässt man den natürlichen Pfad. Neben meist unproblematischen Stoffen wie Emulgatoren und Konsistenzgebern gibt es vor allem bei den Konservierungsmitteln Stoffe, die in der Naturkosmetik nichts zu suchen haben.

Eine Pflegecréme aus dem Handel ist nach dem erstmaligen Öffnen üblicherweise etwa 12 Monate haltbar; Konservierungsmittel machen dies möglich. Diese Substanzen konservieren aber nicht nur das Produkt in der Dose; sie greifen nach dem Auftragen auch den natürlichen Schutzmantel der Haut an. Indem die Haut ständig «desinfizert» wird, wird deren Abwehrkraft geschwächt. Viele Hautprobleme verschwinden mit der Umstellung auf eine wirklich natürliche Kosmetik.

Die Rezepte auf dieser Seite verwenden nur natürliche Inhaltsstoffe und sind mit einfachsten Mitteln umzusetzen. Es handelt sich um Grundrezepte, auf deren Basis weiter experimentiert werden kann. Naturkosmetik selber herzustellen braucht etwas Zeit und Erfahrung. Doch der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall.

Was braucht man dazu?

Der Grundstock für das Salbenrühren im Haushalt:

  • feuerfeste Glastöpfe (Messbecher aus Laborglas). Praktisch sind 50, 100 und 200ml. Erwärmt man sie ausschliesslich im Wasserbad, können es auch Marmeladegläser sein
  • elektronische Waage mit 0.1 Gramm Auflösung. Praktisch und preiswert: eine elektronische Löffelwaage.
  • Rührstäbchen und Spatel aus Holz oder Kunststoff
  • Messlöffel, Messzylinder für kleine Flüssigkeitsmengen. Alternativ eben die erwähnte elektronische Löffelwaage
  • Laborthermometer bis 100°C (ein Joghurtthermometer tut’s auch)
  • ein kleiner Kunststoff-Trichter kann auch ganz praktisch sein
  • Crèmedosen oder Salbentiegel für die Aufbewahrung.

Alle Geräte, die Arbeitsfläche und die Hände müssen peinlich sauber sein. Salbendosen werden mit Vorteil vorher ausgekocht (Vorsicht bei billigem Kunststoff; er kann sich verformen!). Verwenden Sie Haushaltpapier (Küchenrolle), keine Schwämme oder Lappen, denn das sind die am stärksten verkeimten Gegenstände im ganzen Haushalt.

Salben

Salben werden normalerweise ohne oder mit sehr wenig Wasseranteil hergestellt. Sie sind sparsam anzuwenden, fetten stark und sind somit im Gebrauch ein wenig eingeschränkt. Salben sind eher Heilmittel als Kosmetika. Die folgenden Rezepturen ergeben stabile, ohne Konservierungsmittel haltbare Salben, die sehr ergiebig sind.

Herstellung

Alle Ingredienzien ausser den ätherischen Ölen werden zusammen im Wasserbad geschmolzen. Gut umrühren und zur Konsistenzprobe ein paar Tropfen auf einen kalten Teller geben und erkalten lassen. Achtung, die fertige Salbe ist meistens weicher als die Probe auf dem Teller! Je nach Testergebnis kann nun noch Öl oder Wachs ergänzt werden. Wenn die Konsistenz gut ist, wird die Mischung aus dem Wasserbad genommen, in Töpfe abgefüllt und auf Handwärme abgekühlt. Tiegel erst verschliessen, wenn die Salbe ganz abgekühlt ist.

Crèmes

Eine Crème besteht grundsätzlich aus einem wässerigen (Wasser, wässerige und alkoholische Auszüge) und einem öligen Anteil (Öl, Fett, Wachs und andere Konsistenzgeber). Wenn Wasser und Öl mit Hilfe eines Emulgators zusammengeführt werden, entsteht eine Crème. Der Emulgator wird benötigt, um zu verhindern, dass sich Wasser und Öl nach dem Verrühren wieder trennen. In der Naturkosmetik werden als Emulgatoren sehr oft Lanolin (Wollfett) oder Wollwachsalkohole (WWA) verwendet. WWA ist nur die emulgierende Komponente des Wollfetts.

Die Wirkstoffe werden je nach Eigenschaft in den verschiedenen Herstellungsphasen zugefügt.

  • In der Fettphase in Form eines Heilpflanzen- Ölauszugs (z.B. Johanniskrautöl)
  • In der Wasserphase in Form eines wässerigen Auszugs (Tee, Hydrolat)
  • In der Wirkstoffphase in Form von ätherischen Ölen oder wärmeempfindlichen Duftstoffen
Die Wirkstoffphase beginnt nach der Zusammenfügung von Fett- und Wasserphase. In dieser Zeit, während der die Crème kaltgerührt wird, können weitere Wirk- und Duftstoffe zugefügt werden.

Herstellung

Im einem Glasmessbecher die Zutaten der Fettphase mischen. Im zweiten Glasmessbecher die Zutaten der Wasserphase mischen. Die Inhalte der beiden Messbecher im gleichen Wasserbad auf 55°C erwärmen. Wenn das Rezept Wollwachsalkohole (WWA) enthält, muss das Wasserbad 70°C erreichen. Öfters umrühren und mit dem Thermometer kontrollieren.

Wenn die beiden Lösungen gleichmässig warm sind, werden die Gläser aus dem Wasserbad genommen und zweckmässigerweise auf einem Haushaltspapier auf eine feste Fläche gestellt. So können sie während des Mischens nicht verrutschen. Die Fettphase wird weiter verrührt, während dem nun die Wasserphase in einem dünnen Strahl dazugegeben wird. Vor allem das langsame und gleichmässige Vermischen unter stetem Rühren ist wichtig. Immer die Wasserphase in die Fettphase geben, nie umgekehrt.

Danach wird die Flüssigkeit kaltgerührt. Mit etwas Erfahrung kann das Erkalten durch phasenweises Eintauchen in ein kaltes Wasserbad beschleunigt werden. Während des Erkaltens kommen gegebenenfalls zuerst die weiteren Wirkstoffe und später, bei weniger als 40°C, noch die ätherische Öle hinzu. Es ist wichtig, auch in der Wirkstoff- und besonders in der ätherischen Phase die Flüssigkeit immer gut zu verrühren.

Bevor die Crème festzuwerden beginnt, wird sie in die vorbereiteten, möglichst handwarmen Crèmedosen umgefüllt. Sie sollten erst nach vollständigem Erkalten verschlossen werden, weil sich sonst Kondenswasser bilden kann.

Körpermilch

Eine Körpermilch besteht grundsätzlich aus einer Crème mit einem grossen Anteil an bei Zimmertemperatur flüssigen Bestandteilen. Will man eine schnell einziehende Milch ohne Konservierungsmittel, kann man Lanolin, WWA und verschiedene Öle mischen und diese Fettphase dann mit viel Wasser verdünnen. Sobald aber ein grosser Anteil Wasser verwendet wird, wird es schwierig mit Natur-pur. Lanolin durch einen Industrie-Emulgator zu ersetzen mag ja noch zu verantworten sein, besonders wenn es sich um einen Lebensmittelemulgator wie Lamecrème handelt, der aus Speisefetten, Fettsäuren und Glycerin besteht.

Spätestens bei den Konservierungsmitteln scheiden sich dann aber die Geister. Will man ganz auf Konservierungsmittel verzichten, bereitet man sich eine Crème nach obenstehenden Rezepturen zu und vermischt diese erst bei der Anwendung mit Wasser. So kann man verhindern, dass der hohe Wasseranteil im Produkt zum bakteriologischen Risiko wird.

Crèmes und Lotionen auf Basis von Industrieprodukten

So richtig schöne Crèmes, die bezüglich Konsistenz, Griff und pflegerischen Eigenschaften fast alle Wünsche erfüllen können, sind meistens nicht mehr wirkliche Naturkosmetik. Wie sehr dieser wohlklingende Begriff strapaziert wird, lässt sich anhand der Inhaltsangaben industrieller «Naturkosmetik» feststellen. Inwiefern man bereit ist, beim Selbstrühren industrielle Hilfsstoffe zu verwenden, muss man von Fall zu Fall entscheiden. Bei sorgfältiger Auswahl der Ingredienzien sind gute Kompromisse möglich; nicht mehr ganz Natur-pur, aber immer noch meilenweit von den Chemiecocktails üblicher Industrieprodukte enfernt. Es gibt einige gute Websites, die solide Informationen, Anleitungen und Tipps vermitteln, damit Sie mit Freude perfekte Pflegeprodukte selbst herstellen können.

Alle auf dieser Seite erwähnten Gerätschaften und Zutaten sind im Kosmetik-Rohstoffhandel erhältlich.