Es gibt sie noch, die heile Welt


Die alternative Presse der "guten alten Zeit" hat überlebt und gedeiht prächtig

 

Das A-Bulletin ist eine einzigartige, mit grossem Engagement von Hand gemachte Kleinst-Zeitschrift aus der vollalternativen Ecke. Das Heft bedeutet etwas Heimat für die heute so gequälten alten Seelen der "Wolle-Seide-Bast-Sektion", die sich mit der heutigen Entwicklung der Welt immer schwerer tun.

 

Der konstruktive Grundton der Redaktion und die einzigartigen Inserate finden aber offensichtlich auch bei jüngeren Menschinnen grossen Anklang, denn das A-Bulletin bietet jeder Altersgruppe ein überraschendes Leseerlebnis.

Der redaktionelle Teil besteht meistens aus einem längeren Beitrag. Es sind oft bewegende Themen, die in der übrigen Presselandschaft kaum Gehör finden. Der Inhalt ist sorgfältig ausgewählt mit klar alternativer Ausrichtung und zeugt vom persönlichen Engagement der Macher. Berichte, in denen Menschen im Mittelpunkt stehen und Portraits von Projekten, die mit grossem Engagement abseits des Mainstreams wertvolle Arbeit leisten, geben Impulse und tragen zu einer Zuversicht bei, die heute dringender denn je ist.

Der 2021 erfolgte Wechsel in der Redaktion hat der altehrwürdigen Publikation etwas neuen Wind beschert. Die grafische Auflockerung des zuvor ausschliesslich textbasierten Inhalts macht es lockerer und lustvoller zum Lesen.

Keine Website, kein E-Mail

Das A-Bulletin hat keine Website und die Redaktion möchte auch nicht per E-Mail erreicht werden können. Das ist im Jahr 2024 zwar schwer nachvollziehbar, muss aber als Eigenheit der Herausgeber akzeptiert werden. Es mag für Einige erstaunlich klingen, aber es ist Tatsache, dass Kommunikation auch heute noch briefschriftlich funktionieren kann, wenn man will (oder dazu gezwungen wird).

Der langjährige Erfolg zeigt, dass ein Überleben auch ohne elektronischen Klimbim möglich ist. Das ursprüngliche Zielpublikum ist dieser Tatsache sicher dankbar. Und die Vielfalt der handgeschriebenen Inserate ist sowieso nur briefschriftlich möglich. Und sie sind schliesslich das Kapital dieser Publikation.

Man kann es auch so sehen: Die Post an's ABü ist die Einzige, die von Big Tech nicht gescannt und marktwirtschaftlich ausgeschlachtet werden kann. Allein das schon steigert die Sympathie für diese Art der Kommunikation. Wer das nicht akzeptieren kann, muss halt noch ein bisschen an sich arbeiten, wie man so schön sagt.

Inserate als Markenzeichen

Das absolut einmalige Markenzeichen des A-Bulletins sind die praktisch nur von Privatpersonen aufgegebenen Inserate. Kein aufdringliches Seriefeuer von aufgeblasenen Wichtigtuern mit grossem Werbebudget, sondern ein richtiger Spiegel der Leserschaft. Einfarbig gedruckt, doch in allen Farben glitzernd für die, die sie zu lesen verstehen.

Wo bei einer Normalzeitschrift schon 20% Werbung nerven kann, ist das A-Bulletin auch mit über 50% Inserateanteil noch ein Genuss zum Lesen. Ohne seine individuell von Hand gestalteten Anzeigen wäre es nur das halbe ABü. Hier entfalten die Inserenten durch die eigene Gestaltung die Vielfalt der menschlichen Kommunikation in der Printwerbung. Vom liebevoll gestalteten Kunstwerk bis zum fast unleserlichen Fresszettel findet man alles. Die Anzeigen werden so gesetzt, wie der Inserent sie einschickt.

Das kleine, feine Stück Lesestoff für ruhige Minuten erscheint im Abstand von 2 bis 3 Wochen. Ein Jahresabo kostet 50 Franken, Aufrunden erwünscht. Aus persönlicher Sicht meine ich sogar: Aufrunden wärmstens empfohlen; auch ein bisschen im Sinn von Heimatschutz. Man unterstützt damit ein einmaliges Projekt!

Der Geist des Turbozeitalters lässt die Macher des A-Bulletins unberührt. Am deutlichsten ist das bei der Inserate-Aufgabe spürbar: Inserate werden nur briefschriftlich angenommen und es werden weder Rechnungen noch Belegexemplare verschickt.

An anderer Stelle lassen die Macher verlauten: «Wir möchten weiterhin gemächlich funktionieren.» Langsamkeit als Markenzeichen: konsequent, sympathisch! Dafür sind die Tarife für Inserate während 30 Jahren gleich geblieben. Erst die schweizerische Post hat diesem einmaligen Kontinuum 2011 ein Ende gesetzt. Das ehemalige Service-Public-Unternehmen macht mit seinen Bestimmungen bezüglich des Werbeanteils in Publikationen leider auch beim A-Bulletin keine Ausnahme, sodass die Tarife minim angehoben werden mussten. Trotz allem: Inserieren im A-Bulletin ist konkurrenzlos preiswert!

Die Reglemente der Post machen keinen Unterschied zwischen Inseraten, mit denen einsame Güggel für unglückliche Hühner, Chormusikanten, Occasions-WC's oder Zirkuswagen gesucht oder angeboten werden und solchen, die uns seitenweise mit aufdringlicher Pudertussi-Chemie, Strassenverstopfern oder Feuchttüchlein für die interdigitale Pflege belästigen.

Ein mit viel Liebe und Herzblut gemachtes «besseres Flugblatt» wie das A-Bulletin mit profitorientierten Profipublikationen in einen Topf zu werfen, kann nur lebensblinden Gierlingen ohne Herz und Seele einfallen. Aber von «unserer» Post sind wir in dieser Hinsicht leider schon mehrfach geeicht worden. Bei dieser Firma überrascht einen eigentlich gar nichts mehr.