Traditionelle Zubereitungen

Frischpflanzensäfte


Frischpflanzensäfte sind die stärksten und wirkungsvollsten Heilpflanzenzuberei­tungen. Sie enthalten Vitalstoffe der frischen Pflanze, die in Teezubereitungen oft nicht mehr vorhanden sind. Eine Frischpflanzensaftkur ist vollwertiger als eine Teekur.


Auf dieser Seite werden Herstellung und Anwendung der Säfte beschrieben. Wer keine Pflanzenstandorte kennt, beim Sammeln unsicher ist, die Arbeit nicht auf sich nehmen möchte oder keinen Entsafter organisieren kann, kann die Säfte auch im Reformhaus oder im Bioladen kaufen.

Eine Frühlingskur mit dem frisch gepressten Saft, vor allem aus Brennnesseln und Löwenzahn, dient der Stärkung und der allgemeinen Gesunderhaltung des Organismus. Im frisch ausgepressten Saft steckt die ganze Kraft der Pflanze, ohne Trocknungs- oder Konservierungsverluste.

Eine Frischsaftkur reinigt das Blut, regt Nieren und Blase an, fördert die Tätigkeit von Magen, Darm und Verdauungsdrüsen. Sie wirkt stoffwechselanregend, abwehrstärkend und durch die Vielfalt der Pflanzenhormone allgemein revitalisierend. Der Körper erhält wichtige Mineralien und Vitamine. Ein wesentlicher Teil der Wirkung einer Frischsaftkur beruht auf dem Chlorophyllreichtum der Brennnessel, die in keiner Saftzubereitung fehlen sollte.

Prinzipiell kann dazu auch jedes andere spriessende Blatt verwendet werden, sofern es nicht giftig ist. Erscheinungsbild und Wirkstoffkonzentration der Pflanzen sind je nach Wuchsort unterschiedlich. Eine gute Basis sind Brennnessel und Löwenzahn, die immer den Hauptanteil ausmachen sollten. Wenn möglich, sind die Pflanzen jeden Tag frisch zu sammeln. Wenn die Kräuter zu Hause gleich mit frischem Wasser bestäubt werden, halten sie sich zur Not noch einen oder zwei Tage im Kühlschrank.

 

Verschiedene Methoden der Entsaftung

DEN Entsafter gibt es nicht. Jede Entsaftungs-Methode hat ihre Vor- und Nachteile.

Eine preiswerte Methode ist der Dampfentsafter. Er eignet sich auch für grössere Haushaltsmengen. Der Saft wird heiss abgefüllt und ist so länger haltbar. Er eignet sich vor allem für Früchte, bei denen in erster Linie das Aroma gefragt ist. Durch die Erhitzung verliert der Saft Nährstoffe und Vitalität. Dampfentsafter kosten 60 bis 150CHF.

Die preiswerte und schnelle Methode ist ein Zentrifugalentsafter. Kleine Fruchtstücke werden zu Mus zerkleinert und durch die Zentrifugalkraft ausgepresst. Zentrifugalentsafter sind nicht geeignet für sehr harte und faserige Früchte und Gemüse, Blattgemüse und kleine Beeren. Beim Schneidevorgang ensteht durch die schnell rotierenden Messer Hitze, die das Pressgut erwärmt, Sauerstoff einbringt und den Saft schneller oxidieren lässt. Schnell, laut und billig: ein guter Zentrifugalentsafter kostet um die 150CHF.

Wesentlich mehr Ausbeute wird mit einem Slow-Juicer erreicht. Diese Geräte arbeiten langsamer und leiser, sind leicht zu reinigen und produzieren qualitativ viel besseren Saft, weil sie das Pressgut nicht erwärmen. Vertikale Slow-Juicer sind ab 400CHF erhältlich.

Noch effizienter sind Walzenentsafter mit horizontalen Zwillingspresskolben. Ich verwende einen Green-Power Walzen-Entsafter aus dem Jahr 1997. Technisch entspricht dem Gerät heute die Angel Edelstahl Saftpresse 5500. Aktuelle Modelle und gute Beratung finden Sie in der Schweiz weiterlesen.

Walzenentsafter arbeiten langsam, aber gründlich. Mit 50 bis 100 Umdrehungen pro Minute kann sich das Pressgut praktisch nicht erwärmen. Es wird durch Zwillingspresskolben, eine spezielle Art von Zahnrädern, bis auf 0.1mm gequetscht und anschliessend durch Schraubenkolben gepresst. Dabei entsteht neben dem Saft auch sehr trockener Trester (Pressrückstand), der gut zu Müsli, Fruchtriegeln, Tee oder Gewürzpulver weiterverarbeitet werden kann. Man kann ihn portionenweise tiefkühlen oder trocknen, zu Pulver cuttern und damit z.B. Hafer-Kokos-Quitten-Häufchen backen. Das Rezept dazu ist auf Anfrage erhältlich.

Horizontale Walzenentsafter eignen sich besonders für harte Früchte und Gemüse und für Gräser, Sauerkraut und Blattgemüse. Für weiche Früchte (Zwetschgen, Aprikosen, Birnen etc.) ist ein horizontaler Walzenentsafter nicht geeignet.

Die Innereien des GreenPower- Walzenentsafters

Quittenwurst... Ok, vielleicht für den Vegi-Grill. Wohl bekomm's

Walzenentsafter sind relativ teuer. Haushalt-Modelle kosten zwischen 500 und 2000 Franken. Die Anschaffung lohnt sich aber, wenn das Gerät regelmässig für die Herstellung von Frischsaft, Riegeln und Backmasse oder mit Zusätzen für die Back- und Teigwarenerzeugung verwendet wird. Zudem - und das darf hier lobend erwähnt werden - gibt es auch bei älteren Geräten eine grosse Ersatzteil-Sicherheit. Für mein weit über 20jähriges Gerät sind immer noch Ersatzteile (z.B. Presskolben) lieferbar! Dieser erstklassige Service kommt vom Tsürioberländ und ist nicht "Made in Zeinaah"

Der 100% reine Pflanzensaft aus einem Walzenentsafter mit feinem Sieb eignet sich auch hervorragend für die Herstellung von HAB-Tinkturen.

Frisch gepresster Saft sollte möglichst frisch - am besten innerhalb weniger Minuten - genossen werden, weil er sich schnell zersetzt. Im Kühlschrank sauerstoffarm und dunkel aufbewahrt ist er längstens einen Tag vollwertig haltbar. Natürlich wird er nach 3 Stunden bei Raumtemperatur aufbewahrt nicht gleich giftig, aber die Qualität lässt merklich nach und es wäre schade um Material und Arbeit. Sauerstoffarme Lagerung geht so: Enghals-Glasflasche (möglichst wenig Oberfläche und kein Kunststoff) bis zum Rand füllen, sofort verschliessen und im Kühlschrank aufbewahren.

Dosierung

Mit den Rohsäften muss man sehr vorsichtig umgehen, da sie hochkonzentrierte Pflanzen­wirk- und Nährstoffe enthalten. Man beginnt mit der Einnahme von 2 oder 3 Esslöffeln, immer über den Tag verteilt.

Direkt ab der Presse ist der frische Saft von typischen «Frühjahrskur-Pflanzen» wie z.B. Brennnessel, Löwenzahn und vor allem dem sehr aromatischen Bärlauch weit davon entfernt, ein echter Genuss zu sein. Am besten verdünnt man ihn mit Bouillon, Buttermilch oder sonst einem natürlichen Getränk.

Die Dosis kann jeden oder jeden 2. Tag um einen Esslöffel erhöht werden. Es ist ratsam, die Reaktionen am Körper (Verändertes Stuhlverhalten, Hautausschläge, Wohlbefinden…) genau zu beobachten und nie über 6 Esslöffel (das ist mehr als ein halber dl reiner Presssaft) pro Tag zu dosieren, auch wenn einzelne Publikationen wesentlich höhere Dosen empfehlen. Nach dem Maximum reduziert man die Dosis wieder jeden oder jeden 2. Tag um einen Esslöffel.

Es kann bei einer Kur zu Symptomen wie Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen kommen, wie wir sie auch beim Fasten kennen, aber auch zu Durchfällen und Hautausschlägen. Solche Symptome weisen auf eine Überdosierung oder Unverträglichkeit hin. In diesen Fällen sollte die Kur abgebrochen oder zumindest die Saftmenge stark reduziert werden.

Eine Frischpflanzen-Saftkur dauert mindestens 3 Wochen, in abgeschwächter Form maximal 6 Wochen. Der Saft kann zwischendurch auch durch Tee ersetzt werden: 1 Esslöffel (10ml) Saft entspricht etwa einer Tasse (2dl) Tee.

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