Fasten

Darmreinigung


Weil bezüglich der Darmreinigung während des Fastens besonders häufig Fragen auftauchen, möchte ich über diese wichtige Sache hier noch ein paar Worte verlieren:

Im Normalfall «reinigt» sich unser Darm von selbst. Was oben reinkommt, schiebt sich bis unten durch, den Rest übernehmen die Darmbakterien. Wenn aber oben nichts mehr reinkommt, bleibt der Inhalt mehr oder weniger im Darm. Kommen auch keine Nährstoffe mehr, wird der Darminhalt «ausgesaugt» und das kann den Körper dann mit eigentlichen Abfallprodukten belasten.

Während des Fastens ist eine regelmässige Darmreinigung absolut notwendig! Die erste Darmreinigung in einer Fastenperiode muss ausführlich erfolgen; sie nimmt jedes Hungergefühl und gibt dem Körper das unmissverständliche Signal: jetzt ist fertig Futter!

Zur Darmreinigung gibt es verschiedene Methoden:

Der rektale Einlauf

Die sanfteste und gleichzeitig wirkungsvollste ist zweifelsfrei der rektale Einlauf mit einem Irrigator.

Der Reise-Irrigator leer

und gefüllt

Dabei werden ca. 1.5 Liter körperwarmes Wasser drucklos hinten reingelassen (ja, ins Arschloch, wenn man so sagen will). Das erfordert ein bisschen Geduld und Übung und behagt nicht jedem, ist aber sehr effektiv.

Statt Wasser kann man auch den auf Körpertemperatur abgekühlten Absud einer Schleimstoff-Droge (z.B. Malve) oder auch sehr gut den frischen, eigenen Urin verwenden. Die Flüssigkeit lässt man möglichst lange (10 oder mehr Minuten) im Darm und ganz gut ist es, wenn man sich dabei bewegen kann. Liegen und seitwärts rollen zum Beispiel, oder an einer Wand die Kerze (Schulterstand) machen und dabei den Bauch im Uhrzeigersinn kräftig massieren. Dabei kann es zu oft leichten, manchmal aber auch äusserst heftigen Krämpfen kommen, die sich aber nach kurzer Zeit wieder lösen. Um zu verhindern, dass während dieser Übungen ein paar Tropfen der Flüssigkeit austreten, dichtet man den After mit mehrfach gefaltetem Haushaltrollen-Papier (stabiler und saugfähiger als WC-Papier) ab. Wer ganz sicher sein möchte, verwendet eine Einweg-Windel für Erwachsene, damit sicher alles trocken bleibt.

Wie wirkungsvoll diese Methode ist, zeigt sich daran, dass sich selbst am 14. Tag einer Fastenperiode noch fingerkuppendicke, festgehockte Stuhlteile lösen können, das schafft sonst keine Methode.

Sauerkrautsaft

Ebenfalls sehr sanft ist Sauerkrautsaft. Man bekommt ihn im Reformhaus oder im Bioladen. 3 bis 5dl am Morgen haben eine gute Wirkung. Ich verdünne ihn immer, denn direkt aus der Flasche ist er während des Fastens viel zu intensiv im Geschmack. Aber auch tagsüber ist er sehr beliebt, weil aromatisch und ganz leicht salzig (ca. 1/4 gr. pro dl; das liegt auch beim extremsten Fasten drin).

Salinische Abführmittel

Ziemlich radikal, aber nur im Dickdarm wirken die salinischen Abführmittel Glaubersalz (Natriumsulfat) oder Bittersalz (Magnesiumsulfat). Beide Substanzen erhält man in der Apotheke. Davon verrührt man 30 gr. in 5 dl lauwarmem Wasser und trinkt das ganze Volumen innerhalb kürzester Zeit. Man glaubt fast nicht, wie ekelhaft bitter so ein kristallklares Wässerchen sein kann! Einige Tropfen frisch gepresster Zitronen- oder Orangensaft lindert das Empfinden ein wenig. Am besten hält man ein halbes Glas feinen Fruchtsaft bereit, den man dann nach erstandener Pein so quasi als Belohnung und Beruhigung der Geschmacksnerven trinken darf. Diese Salzlösungen beginnen nach ca. 30 bis 90 Minuten zu wirken. Danach muss man während 4 bis 6 Stunden mit Dünnpfiff rechnen.

Rizinusöl

Ein gut verträgliches und bei hier beschriebenem Vorgehen auch einigermassen angenehm einzunehmendes Abführmittel ist Rizinusöl. Direkt aus der Flasche kann man es nicht einnehmen; es ist zähflüssig und erzeugt leicht Brechreiz.

Durch Schüttel-Emulsion erträglich

Eine gute Methode ist die Schüttel-Emulsion: In einem Schüttelbecher werden 3 El Rizinusöl mit 1 El Ahornsirup gut verrührt, dann gibt man 5 bis 10 El warmes Wasser hinzu, schraubt den Deckel auf und verschüttelt den Inhalt während 3 Minuten intensiv. Es ist wichtig, dass man diese Sauce danach sofort(!) trinkt, denn die Emulsion ist sehr unstabil und das Öl wird sich in kürzester Zeit wieder absetzen. Es ergibt aber eine wohlschmeckende sämig-süsse Flüssigkeit mit einem nussigen Gout, der leicht an Banane erinnert. Es ist immer noch kein kulinarisches Highlight, aber doch die erträglichste Methode, Rizinusöl in den Körper zu bringen.
Statt Ahornsirup kann man auch Agaven- oder Birnendicksaft oder flüssigen Honig verwenden. Benutzen Sie einen guten, naturbelassenen Honig, den Sie nötigenfalls im maximal 40°C warmen Wasserbad flüssig werden lassen. Industrieller Flüssighonig ist oft kein Naturprodukt mehr und nach Möglichkeit zu meiden.

Rizinusöl ist ein Dünndarmlaxans und darum den salinischen Abführmitteln (siehe oben), die erst im Dickdarm wirken, vorzuziehen. Die normale Dosierung ist 20 bis 40 ml (2 bis 4 Esslöffel), es wirkt nach 2 bis 4 Stunden.

Rizinusöl selbst wirkt nicht abführend. Es wird erst im Dünndarm durch Sekrete aus der Bauchspeicheldrüse und der Leber in seine Bestandteile zerlegt. Die dabei entstehende Ricinolsäure ist die eigentlich wirksame Substanz. Sie entzieht der Darmwand Wasser, das den Darm-Inhalt voluminös und weich werden lässt und damit die abführende Wirkung verursacht. Zudem stimuliert sie körpereigene Botenstoffe (Histamine), die wiederum die Darmbewegung fördern.

Rizinusöl ist nur zu Beginn einer Fastenperiode geeignet

Beim Fasten ist zu berücksichtigen, dass die Verdauungsvorgänge sehr reduziert sind und das Rizinusöl unter Umständen nicht aufgespaltet werden kann. In diesem Fall wird es keine Wirkung zeigen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Rizinusöl zu Beginn der Fastenperiode, wenn die Verdauungsfunktion noch weitgehend intakt ist, hervorragend wirkt. Nach einigen Tagen Fasten, wenn die Fettverdauung praktisch stillgelegt ist, ist es nicht mehr zu empfehlen. Erstens, weil das Öl nicht mehr gespaltet werden kann und somit unwirksam bleibt und zweitens, weil nach 4 oder 5 Tagen Fasten eh nichts mehr im Dünndarm ist, das «durchfallen» könnte.

Die Wirkung und die Begleiterscheinungen nach Einnahme von Rizinusöl sind sehr individuell. Die Vermutung liegt nahe, dass die Vorbelastung des Verdauungstraktes eine wesentliche Rolle spielt. Absolut gesunde Personen mit unproblematischer Verdauung werden kaum Probleme haben. Es soll aber auch Konstellationen geben, bei denen Krämpfe auftreten. Wenn Sie sich über Ihre Situation nicht im Klaren sind, dosieren Sie die erste Einnahme vorsichtig, das heisst, nicht mehr als 2 Esslöffel reines Öl.