Traditionelle Zubereitungen

ätherische Öle in der Heilkunde


Reine ätherische Öle sind hoch wirksame Pflanzenauszüge, die eine so kleine Molekülstruktur aufweisen, dass sie durch die Haut in den Körper gelangen können. Die Besten werden durch Wasserdampfdestillation gewonnen, sie können aber auch durch Synthese, Extraktion oder Auspressen hergestellt werden.


Anmerkung zur Begriffsentwirrung

Bei der Produktebezeichnung verwenden verschiedene Autoren unterschiedliche Begriffe:

  • Ätherische Öle werden manchmal auch einfach Öle genannt, haben aber überhaupt nichts mit fetten Ölen (z.B. Olivenöl) zu tun.
  • Auch der Begriff Essenz wird gelegentlich für ätherische Öle gebraucht. Mit Essenz kann aber auch eine Blütenessenz (feinstoffliche Anwendung) gemeint sein.
  • Es sind auch verdünnte und verfälschte Produkte im Handel, vor allem die sogenannten Duftöle, die manchmal als ätherische Öle angeboten werden.

In den Texten der Irchelpraxis sind mit den Begriffen ätherisches Öl oder Essenz immer die 100% reinen ätherischen Öle in Aromatherapie-Qualität gemeint. Es sollte darauf geachtet werden, dass nur Öle aus biologischer Produktion oder aus kontrollierter Wild­sammlung verwendet werden.

Vorsicht: Viele Duftlampenverkäufer, manchmal leider auch Drogerien, verkaufen selbst abgefüllte Öle, die diesen Kriterien nicht genügen. Kaufen Sie im Zweifelsfall ätherische Öle in Originalfläschchen von renommierten Herstellern, z.B. Farfalla. Die populärsten Essenzen sind ab 10 Franken pro 10ml erhältlich, spezielle wie z.B. Melisse kosten weit über 30 Franken pro 1ml(!). Wenn sie deutlich billiger sind, sind Zweifel an der Qualität angebracht. Billige Duftöle haben keine Heilkräfte und sind in vielen Fällen sogar giftig!

Anwendung und Dosierung

Ätherische Öle sind hoch konzentrierte Essenzen. Für die Herstellung von einem Liter ätherischem Öl braucht es z.B. 300 Kilogramm Kamille oder mehr als 8 Tonnen Melisse. Sie wirken sehr stark und durchdringen durch ihren Charakter die Gewebe auch sehr schnell.

Teebaumöl: Pipettengummi zerfressenWie aggressiv z.B. das vielfach unverdünnt angewendete Teebaumöl sein kann, zeigt dieses Bild sehr gut: Durch unsorgfältige Handhabung wurde das Öl unbemerkt in den Pipetten-Gummi gesaugt und hat ihn in der Folge glatt aufgelöst.

Informieren Sie sich genau über Nutzen und Gefahren, denn ganz so sanft wie in einzelnen Publikationen beschrieben sind diese Essenzen nicht!

Bei der Dosierung ist deshalb Vorsicht geboten. Ätherische Öle werden per Milliliter (ml) gehandelt, üblicherweise aber in Tropfen dosiert. Rezeptur-Angaben in ml für eine einmalige Anwendung weisen auf «Übertragungsfehler» oder auf die Verwendung von verfälschten Produkten hin.

1ml ätherisches Öl entspricht 20 bis 25 Tropfen, massgebend ist die Dichte und ob sie vom Tropfer in der Flasche oder von der Pipette abgehen.

Emulgieren

Ätherische Öle sind nicht wasserlöslich; sie würden bei Bad- und Dampfanwendungen nach dem Eintropfen ins Wasser nutzlos auf der Oberfläche schwimmen, verdampfen und am Wannenrand kleben bleiben. Damit sie sich im Wasser gut verteilen, müssen sie emulgiert werden. Als Emulgatoren dienen im Haushalt Honig oder fette Milchprodukte, vom Vollrahm (Sahne) bis zur Fettstufe Kaffeerahm (mindestens 15% Fettgehalt). Dazu werden die ätherischen Öle mit einem Teelöffel flüssigem Honig oder einem Esslöffel Rahm gut vermischt und diese Emulsion dann ins Bade- oder Waschwasser gegeben.

Honig - möglichst vom lokalen Imker - ist nicht nur ein vitales Genussmittel, sondern auch ein hervorragendes Haut- und Wundpflegemittel. Einige Honiganwendungen finden Sie weiterlesen.

Als Emulgator ebenfalls geeignet ist Kochsalz. Die ätherischen Öle werden auf einen Esslöffel Salz getropft, gut vermischt und dieses dann zum Bad gegeben.

Äusserliche Anwendung ätherischer Öle

  • Massageöl: Das ätherische Öl wird unmittelbar vor der Anwendung mit dem fetten Massageöl vermischt. So hat man jederzeit das richtige Produkt in der richtigen Konzentration zur Verfügung und muss nie etwas von den wertvollen Essenzen wegwerfen.
  • Fluid: Das ätherische Öl wird in geruchlosen, möglichst hochprozentigen (>80 vol%) Alkohol getropft und mehrmals gut verschüttelt. Wenn die Lösung homogen ist, kann sie mit destilliertem Wasser auf ca. 20% Alkoholgehalt verdünnt werden. Fluid wird zum Einreiben oder aufspritzen benutzt. Vorsicht: Alkohol kühlt und trocknet die Haut aus. Er darf auch nicht mit Schleimhäuten in Kontakt kommen.
  • Trockene Wickel (Ölkompressen): Für den einfachsten «trockenen» Wickel wird die Hautpartie mit Rizinusöl, dem die gewünschten ätherischen Öle beigegeben wurden, eingestrichen oder massiert. Dann wird die Partie mit einem Bogen Seidenpapier (schont die Wäsche) belegt und zur Erhaltung der Wärme mit mindestens einer dicke Lage Baumwolle (mehrfach gefaltetes Badetuch) und im Idealfall noch einem Wolltuch umwickelt. Rizinusöl deshalb, weil es sehr dickflüssig ist und somit besser auf der Haut haftet. Ausserdem ist Rizinusöl eines der besten Öle für Haut und Haare, sodass diese Wickel auch gut über Nacht getragen werden können.
  • Feuchte Wickel und Waschungen: Wasser und Essenzen werden während des Tränkens der Tücher mechanisch gemischt und brauchen deshalb keinen Emulgator. Diese Lösungen sind zwar nicht homogen und trennen sich nach kurzer Zeit wieder, für eine Waschung oder eine feuchte Auflage reicht das aber alleweil.
  • Dämpfe und Bäder: Auch für diese Anwendungen müssen die ätherischen Öle vorgängig emulgiert werden. Natürlich kann man für Dämpfe und Bäder auch Teedrogen verwenden. Ätherische Öle sind aber praktischer, weil sie bei richtiger Aufbewahrung (trocken, kühl und dunkel) wesentlich länger haltbar sind als Teedrogen, die möglichst jedes Jahr ersetzt werden sollten. weiterlesen werden verschiedene Dampfanwendungen beschrieben.
  • Duftkissen und -tüchlein sind Sofortanwendungen in der Aromatherapie. Sie wirken pflanzenspezifisch und bereiten dazu auch noch ein meistens angenehmes Dufterlebnis. Verwenden Sie dazu ein Abschmink-Pad oder ein sauberes Stofftaschentuch ohne Waschmittelrückstände und Duftstoffe, keine Tempo-Teufel mit Verarbeitungs-Chemie. Dosierung: 1 bis 3 Tropfen des ätherischen Öls auf ein Tuch geben und daran riechen. Das beträufelte Tuch kann auch während des Schlafens im Kopfbereich deponiert werden. Weiteres zum Thema Duftheilkunde und Raumbeduftung lesen Sie weiterlesen.
  • Raumbeduftung: 20 Tropfen ätherische Öle werden in 20ml möglichst hochprozentigem Alkohol verschüttelt. Der Alkohol sollte mindestens 70%ig sein, besser aber 96% Ethanol. Statt Ethanol kann auch «kosmetisches Basiswasser» verwendet werden. Es besteht aus Alkohol (95%), Panthenol und Parfum. Das Panthenol verleiht dem Alkohol pflegende Eigenschaften und mit dem Parfum wird der Alkoholgeruch überdeckt. Kosmetisches Basiswasser bekommt man im Kosmetik-Rohstoffhandel, z.B. weiterlesen. Diese Mischung wird während mehrerer Tage bei Raumtemperatur aufbewahrt und täglich verschüttelt. In dieser Zeit verbinden sich die Stoffe. Wenn die Mischung über Tage homogen bleibt (das heisst, wenn keine Phasentrennung mehr stattfindet) werden in kleinen Schritten 60 bis 80ml entmineralisiertes Wasser dazugegeben und dazwischen immer wieder verschüttelt. Auf die Schnelle kann das ätherische Öl auch in 40% Vodka (er hat im Gegensatz zu anderen gebrannten Wässern praktisch kein Eigenaroma) verschüttelt werden. Die Lösung wird aber nicht homogen bleiben, sie trennt sich schnell wieder. Deshalb ist vor jeder Anwendung eine Verschüttelung nötig. Sinnvoller als ein Zerstäuber (die Öle können angesprühte Oberflächen beschädigen) ist eine abdeckbare offene Schale, ein Duftstein (spezielle Keramik), Tonfiguren oder Scherben von Blumentöpfen. Sehr praktisch sind auch wartungsfreie elektrische Duftlämpchen. Bei Ultraschall-Verneblern besteht die Gefahr, dass der Vernebler durch die Öle beschädigt wird.

Dosierung bei äusserlicher Anwendung

  • Unverdünnt sollten ätherische Öle nur nach Instruktion einer Fachperson direkt auf der Haut angewendet werden.
  • Als zusätzliche Wirkstoffkomponente in Crèmes und Massageölen rechnet man 2 bis 3 Tropfen pro Anwendung.
  • Für ein Fluid rechnet man ca. 30 bis 60 Tropfen auf 100 ml Tinktur mit 60 vol% Alkohol. Je stärker der Tinktur-Alkohol ist, desto mehr ätherische Öle werden beigegeben, weil starker Alkohol dann auch wieder stark verdünnt werden muss, um das gebrauchsfertige Fluid zu erhalten. 100ml des fertigen Fluids sollten 10 bis 20 Tropfen ätherische Öle enthalten.
  • Für Teilbäder (meistens Fussbäder, ca. 5 Liter): 4 bis 6 Tropfen, je nach Essenz - siehe unten bei Vollbad.
  • Für Vollbäder (ca. 120 bis 150 Liter): maximal 10 Tropfen, wobei es eine grosse Rolle spielt, um welches ätherische Öl es sich handelt. Bei sehr durchdringenden Essenzen wie z.B. Rosmarin können 3 bis 4 Tropfen schon eine genügend starke Wirkung erzielen.
  • Wenn für eine Rezeptur mehrere verschiedene ätherische Öle oder nur ein Teil eines Tropfens verwendet werden sollen, stellt man sich zuerst eine Lösung oder ein Konzentrat her, von dem man dann einen gut dosierbaren Bruchteil verwendet:
  • Für Crèmes und Bäder werden mehrere Tropfen in Honig verrührt und dann von diesem Honigkonzentrat den Teil, der der oben gewünschten Menge entspricht, in eine Crème gemischt oder zum Bad gegeben. In Crèmen ist Honig eine hervorragende Pflegekomponente und in Bädern dient er als Emulgator, damit die ätherischen Öle wasserlöslich werden.
  • Für Massageöl bereitet man sich ein Konzentrat in Jojobaöl vor, von dem man dann einen Teil, der etwa 2 Tropfen ätherischer Öle entspricht, zum Massageöl gibt. Jojobaöl deshalb, weil das eigentlich ein flüssiges Wachs ist und sehr lange aufbewahrt werden kann, ohne dass es oxidiert und ranzig wird.

Innerliche Anwendung ätherischer Öle

Ätherische Öle können gut in einem Teelöffel flüssigem Honig verrührt werden. Diesen angereicherten Honig in Tee oder Wasser verrührt einnehmen. Ätherische Öle sind leicht flüchtig, deshalb sollte der Tee bei der Zugabe höchstens handwarm sein.

Gut geeignet als Anwendung auf Reisen: Einen Tropfen ätherisches Öl auf einen Würfelzucker träufeln, diesen in einen Teelöffel, halbvoll mit warmem Wasser, geben. Wenn der Würfelzucker weich wird, einnehmen, mit der Zunge am Gaumen zerreiben und ohne zu riechen rasch schlucken.

Dosierung bei innerlicher Anwendung

Die innerliche Anwendung ist nur nach Angaben oder unter Kontrolle einer erfahrenen Fachperson anzuraten, denn nicht jedes ätherische Öl darf eingenommen werden. Für nicht speziell instruierte Personen empfiehlt sich zur Einnahme eher ein Kräuteraufguss (Tee) der entsprechenden Pflanze.

Generelle Dosierung für die innerliche Anwendung: üblicherweise nur 1, in Ausnahmefällen 2 Tropfen pro Gabe.

Weitere Tipps dieser Art vermittelt das umfassende Dokument

«Natur- und Erfahrungsheilkunde»

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